Daten, Daten und Datenmangel: Zur Rolle der Sozialforschung in Krisen. Und wieder die Frage: Was sind die Lehren aus der Pandemie?

In der Pandemie war es oft Thema: Es mangelt an Daten. Und es wurde oft gefordert, die Sozialwissenschaften in der Krisenbewältigung besser einzubinden. Doch inwiefern hängen die beiden Punkte zusammen? Und welchen Anteil hatten die Sozialwissenschaften selbst an der Situation? Denn das Generieren guter Daten über die Einstellungen und das Verhalten von Menschen bedeutet einen erheblichen Aufwand. Eine Online-Umfrage liefert längst nicht dasselbe Wissen wie ein repräsentatives Langzeit-Panel, vernetzt mit weiteren Daten. Die Corona-Krise hat insofern auch innerhalb der Sozialwissenschaften die Diskussion verstärkt, ob sich die Fächer methodisch besser aufstellen müssen. Anstoßen will das etwa das neue DFG-Forschungsprojekt „New Data Spaces for the Social Sciences“.

Dazu dieser Beitrag:

➔ Deutschlandfunk: Daten, Daten, Datenmangel. Wie Sozialforschung in Krisen besser helfen könnte (25.05.2023)

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Corona kann man offensichtlich nicht einfach für beendet erklären. Auch nicht in China

Ich hatte Ihnen in der vergangenen Woche in der Präsenzveranstaltung das Thema „Corona ist vorbei! Ist Corona vorbei?“ präsentiert. Das fing an mit einer Meldung aus einer japanischen Tageszeitung: Why is China suddenly shutting down concerts and events? Darin wurde berichtet, dass in China reihenweise große Veranstaltungen wie Musikkonzerte abgesagt werden. Es wurde die Vermutung geäußert, dass eine neue Corona-Welle durch das Land schwappt. Dem ist wohl so.

»China ist mit einer neuen Corona-Welle konfrontiert. Dabei kommt es zu mehreren Millionen Neuinfektionen jeden Tag«, kann man dieser Meldung entnehmen: Viele Millionen Fälle: Corona-Welle rollt durch China. Und das sind keine Vermutungen von außen mehr: »Laut Berichten der chinesischen Gesundheitskommission kommt es jeden Tag zu Millionen von Neuinfektionen mit dem Coronavirus im gesamten Staatsgebiet. Der führende chinesische Epidemiologe Zhong Nanshan erwarte …, dass Ende Juni mit rund 65 Millionen Neuinfektionen pro Woche zu rechnen sei. Dies könnte laut dem Experten den Höhepunkt der Welle zeichnen. Derzeit gehe er laut Staatsmedien von rund 40 Millionen Infektionen in der Woche aus.«

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An, mit, durch oder neben … Die Frage nach einer „Übersterblichkeit“ in der Corona-Pandemie und die Untiefen der Statistik

Ich habe Ihnen heute einen Exkurs geliefert zu der Frage, ob es in den beiden ersten Corona-Jahren eine „Übersterblichkeit“ gegeben hat. Es sollte deutlich geworden sein, wie komplex eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Fragestellung ist. Meine Folien liegen Ihnen bereits im Materialordner vor. Am Ende der Foliensammlung verweise ich auf einen neuen Aufsatz aus der Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik“, den ich Ihnen hier verlinke:

➔ Göran Kauermann und Giacomo De Nicola (2023): Übersterblichkeit durch Corona?, in: Wirtschaft und Statistik, Heft 1/2023, S. 80-85

In diesem Beitrag wurde im Kontext der Diskussion über die durch COVID-19 verursachten Todesfälle die Notwendigkeit einer Altersadjustierung deutlich herausgearbeitet. »Um Übersterblichkeiten zu berechnen ist es notwendig, eine mittlere Todeszahl zu berechnen, also eine erwartete Anzahl von Todesfällen. Wird diese überschritten, spricht man von Übersterblichkeit, die dann absolut oder auch relativ angegeben werden kann. Die methodische Herausforderung liegt dabei auf der Berechnung der erwarteten Anzahl von Todesfällen. Der Ad-hoc-Ansatz ist, einfach den Mittelwert der Todeszahlen aus vorherigen Jahren als erwartete Todeszahl heranzuziehen, etwa den Mittelwert der letzten vier Jahre. Das ist plausibel, solange sich die Lebenserwartung nicht substanziell ändert und solange die Altersstruktur der Bevölkerung annähernd gleichbleibt. Auch wenn anzunehmen ist, dass die erste Bedingung noch zutrifft, so hat sich in Deutschland die Altersstruktur gerade der Hochbetagten in den letzten Jahren doch erheblich verändert. Das bedeutet aber, dass zur Berechnung der erwarteten Todeszahlen die Altersstruktur der Bevölkerung herangezogen werden muss.«

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In Deutschland fordern einige die Einsetzung einer Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie, in Frankreich versuchen andere, die Erinnerung zu institutionalisieren

Wir hatten im Seminar an mehreren Stellen schon darüber gesprochen, dass es eigentlich sehr hilfreich wäre, wenn man die Erfahrungen, die wir in den Jahren der Corona-Pandemie gemacht haben, aufarbeitet – vor allem mit Blick auf die Frage, was man lernen kann für ein „nächstes Mal“, wenn wir also möglicherweise erneut mit einer pandemischen Situation konfrontiert werden. Und schon sind wir mittendrin in einem Minenfeld, denn den einen geht es um eine nach vorne gerichtete Aufarbeitung auch der vielleicht aus heutiger Sicht „falschen“ Maßnahmen, die man ergriffen hat. Anderen hingegen geht es um eine „Abrechnung“ mit der Pandemiebekämpfungspolitik, um ein „Vorführen“ derjenigen, die Entscheidungen treffen mussten, sie wollen bestätigt werden in ihrer Ablehnung dessen, was wir in den zurückliegenden Jahren erlebt haben.

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COVID-19 ist jetzt international für beendet erklärt worden

»Die Corona-Pandemie gilt nicht mehr als internationaler Gesundheitsnotstand. Das entschied die Weltgesundheitsorganisation«, kann man dieser Meldung entnehmen: WHO hebt Corona-Gesundheitsnotstand auf. ie Originalmeldung von der WHO finden Sie hier: Statement on the fifteenth meeting of the IHR (2005) Emergency Committee on the COVID-19 pandemic (05.05.2023). Mehr als drei Jahre nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verbreitung des Coronavirus zu einer weltweiten Pandemie erklärt hatte, hat die Organisation den internationalen Gesundheitsnotstand wieder aufgehoben.

»Seit mehr als einem Jahr seien sowohl die Zahl der Corona-Neuinfektionen als auch die Zahl der Todesfälle infolge einer Ansteckung rückläufig, begründete WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus die Entscheidung, welche die WHO auf Basis von Empfehlungen eines Expertengremiums getroffen habe.«

»Bei der Corona-Pandemie handele es sich mittlerweile um ein „etabliertes und andauerndes Gesundheitsproblem“. Inzwischen seien die meisten Länder zu einem Leben wie vor dem Ausbruch der Pandemie zurückgekehrt.«

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Das ist doch vorbei! Oder? Von Mini-Welle zu Mini-Welle: Corona folgt keinem saisonalen Muster – und die ECDC empfiehlt bessere Vorbereitung auf neue Gesundheitskrisen

Mehr als drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie folgt das Auf und Ab der Infektionswellen keinem jahreszeitlichen Muster. Statt dessen reihe sich Mini-Welle an Mini-Welle, so die Einschätzung von Wissenschaftlern. „In einigen Ländern kommt es drei- oder viermal im Jahr zu einem Anstieg der Infektionszahlen, was vor allem an der rasanten Veränderung des Virus liegt“, schrieb der Evolutionsbiologe Trevor Bedford vom amerikanischen Fred-Hutchinson-Krebszentrum im Fachmagazin „Nature“. Laut Bedford mutiert das Spike-Protein des Coronavirus doppelt so schnell wie ein ähnliches Protein der saisonalen Grippeviren und etwa zehnmal so schnell wie die saisonalen Coronaviren, die banale Erkältungen verursachen. Das Virus sei „vielleicht weniger saisonal als das, was wir gewohnt sind“, erläuterte Bedford.

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Haben wir aus der Corona-Pandemie gelernt oder sollten wir das in einer Enquete-Kommission bzw. einem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages aufarbeiten?

Offiziell ist die Corona-Pandemie für beendet erklärt. Sind wir jetzt an einem Punkt, wo wir sagen können, dass wir die notwendigen Lehren aus der vergangenen Pandemie gezogen haben?

Eine erste Annäherung an eine Antwort auf diese Frage versucht ein Vertreter der Gesundheitsämter in diesem Interview zu geben:

➔ Deutschlandfunk: Lehren aus Corona – Gesundheitsamt-Leiter: „Heute ist Deutschland besser aufgestellt“ (08.04.2023): »In der Coronazeit seien im Umgang mit alten und jungen Menschen Fehler passiert, so Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. Im Fall einer neuen Pandemie sei Deutschland besser gerüstet, etwa in puncto Digitalisierung und Schutzausrüstung.«

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Verdammt kurz her – die Corona-Pandemie im Rückspiegel

Ich hatte Ihnen in der vergangenen Veranstaltung einen Tipp gegeben, wo man gleichsam auf dem Zeitstrahl nach hinten reisen kann, wann eigentlich was passiert ist während der Corona-Pandemie, die in den ersten Monaten des Jahres 2020 über uns gekommen ist:

➔ Bundesministerium für Gesundheit: Coronavirus-Pandemie: Was geschah wann?

Der letzte, aktuellste Eintrag auf dieser Seite datiert auf den 14. Februar 2023 – mit der bezeichnenden Überschrift „Dank erfolgreicher Corona-Politik: Test-und Maskenpflicht fallen bereits zum 1. März“. Wenn Sie die Seite ganz nach unten scrollen, dann sehen Sie den ersten Eintrag vom 27. Januar 2020: »Das Coronavirus hat Deutschland erreicht. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in Bayern hat sich infiziert, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München. Er wurde isoliert, wird medizinisch versorgt und befindet sich klinisch in einem guten Zustand. Das Risiko für eine Ausbreitung des Virus in Deutschland ist aber nach wie vor gering.«

Sie können dieses „Tagebuch“ der Corona-Pandemie sicher gut nutzen für Ihre eigene Orientierung, wenn Sie beispielsweise bestimmte Materialien einordnen müssen, die in unterschiedlichen Phasen der Pandemie entstanden und veröffentlicht wurden.

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Corona-Pandemie – endlich vorbei!?

Wir werden uns in diesem Semester schwerpunktmäßig mit ausgewählten sozialwissenschaftlichen Aspekten der Corona-Pandemie beschäftigen. Und die ist nun endlich vorbei. Oder?

Mit dieser Frage beschäftigt sich neben vielen anderen diese Kommentierung:

➔ Annett Mängel (2023): Drei Jahre Corona: Die Illusion der Normalität, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 3/2023, S. 9-12

Sie können sich auch den Beitrag direkt als PDF-Datei herunterladen.

Bitte lesen Sie den Beitrag vor dem Hintergrund der folgenden Fragestellung:

➔ Was kann man aus dem kurzen Beitrag für mögliche Themenstellungen ableiten, die man im Jahr 2023 im Kontext einer Aufarbeitung der Corona-Pandemie behandeln müsste?

Sommersemester 2023

Hier finden Sie den Blog zum Seminar „Angewandte Sozialwissenschaften“ als Teil des Moduls „Sozialökonomie“ im Sommersemester 2023. Weitere Informationen gibt es auf der Olat-Seite zu dieser Veranstaltung, dort bitte als Teilnehmer eintragen, damit Sie alle Mitteilungen auch direkt per Mail erhalten.

Die erste Veranstaltung wird am 28.03.2023 stattfinden.