Long Covid

Long Covid, Post Covid – was versteht man darunter, was wissen wir (nicht) darüber und welche Folgen lassen sich in welchen Bereichen ableiten?

(22.06.2023) Hier eine neue Studie zu den ökonomischen Aspekten, die mit Long Covid (möglicherweise) verbunden sein könnten:

➔ Afschin Gandjour (2023): Long COVID: Costs for the German economy and health care and pension system, in: BMC Health Services Research, 2023, 23:641

Background: Patients with acute COVID-19 can develop persistent symptoms (long/post COVID-19 syndrome). This study aimed to project the economic, health care, and pension costs due to long/post-COVID-19 syndrome with new onset in Germany in 2021.
Methods: Using secondary data, economic costs were calculated based on wage rates and the loss of gross value-added. Pension payments were determined based on the incidence, duration, and amount of disability pensions. Health care expenditure was calculated based on rehabilitation expenses.
Results: The analysis estimated a production loss of 3.4 billion euros. The gross value-added loss was calculated to be 5.7 billion euros. The estimated financial burden on the health care and pension systems due to SARS-CoV-2 infection was approximately 1.7 billion euros. Approximately 0.4 percent of employees are projected to be wholly or partially withdrawn from the labor market in the medium term due to long/post-COVID with new onset in 2021.
Conclusion: Costs of long/post-COVID-19 syndrome with new onset in 2021 are not negligible for the German economy and health care and pension systems but may still be manageable.

(17.06.2023) „Schon zu Beginn der Pandemie sind wir davon ausgegangen, dass die Auswirkungen auf die Psyche erheblich sein würden. Die ausgewerteten Studien und Statistiken bestätigen unsere Befürchtungen.“ So Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) anlässlich des Jahressymposiums des Verbandes „Pandemie und Psyche“ und des „Reports Psychotherapie 2023“ zum Thema „Psychische Gesundheit in der COVID-19-Pandemie“. Das kann man in diesem Bericht nachlesen, der im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde: Psychotherapeuten sehen COVID-19-Pandemie als eine ernste Krise für die psychische Gesundheit. Der Report Psychotherapie fasst kompakt die aktuelle Studienliteratur zu dem Thema zusammen. Die Daten legen Maaß zufolge einen Zusammenhang nah: Je stärker die Einschränkung der gewohnten Bedingungen war, desto stärker zeigten sich individuelle psychische Auswirkungen. „Bei Schulschließungen und den Bedingungen in Alten- und Pflegeheimen wurde dies besonders sichtbar“. Auch das ist wieder interessant: „Für Deutschland fehlen belastbare Daten. Internationale Studien haben jedoch gezeigt, dass Depressionen und Angststörungen seit Beginn der COVID-19-Pandemie zugenommen haben“, berichtete Eva-Lotta Brakemeier, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Greifswald.

Und hier finden Sie den angesprochenen Report Psychotherapie 2023 im Original:

➔ Cornelia Rabe-Menssen et al. (2023): Report Psychotherapie 2023. Sonderausgabe Psychische Gesundheit in der COVID-19-Pandemie, Berlin: Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), Mai 2023

Auf den S. 55 ff. finden Sie dann Ausführungen zum Ihrem Thema „Long COVID/Post-COVID“.

Hier ein Update zu dem, was ich Ihnen hier auf der Materialseite schon verlinkt hatte:

Long-Covid, Post-Covid: Bald mehr Hilfe für Betroffene in RLP (17.06.2023): »Der Zeitplan mit einem baldigen Start von fünf Ankerzentren für Menschen mit Post-Covid-Symptomen in Rheinland-Pfalz steht. Die Anlaufstellen sollen nach wie vor im Sommer kommen, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Mainz mitteilte.«

Aus dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim erreicht uns diese Studie:

➔ Markus Trunschke et al. (2023): Pandemic Effects: Is the German Innovation System Suffering from Long-COVID? ZEW Discussion Paper Nr. 23-014, Mannheim: ZEW–Leibniz Centre for European Economic Research Mannheim, 2023
»The COVID-19 pandemic has affected firms in all economies worldwide. We investigate the impact of the pandemic on firms’ innovation activities. Employing data from a representative sample of German firms, we find consistently with real options theory that negatively affected firms substantially reduced R&D and other innovation expenditures not only in the first year of the pandemic (2020), but also in the two subsequent years indicating ’Long–Covid’ effects on innovation. Furthermore, firms with higher pre-treatment digital capabilities show higher innovation resilience during the pandemic. Finally, our results show an asymmetric firm behaviour. Firms profiting from the pandemic situation also cut their innovation activities substantially in favor of increasing short-run production.«

(13.06.2023) Das Thema Long- bzw- Post-Covid wird auch im Ausland intensiv und kontrovers diskutiert. Hier weitere aktuelle Fundstücke:

➔ Rachel Hall (2023): Long Covid can impair quality of life more than advanced cancers, study says, in: Guradian Online, 08.06.2023: »Some patients’ health-related life quality scores worse than those of people with stage 4 lung cancer.« Das sind schon heftige Befunde.

Und in der Washington Post wurde am 11. Juni 2023 dieser Kommentar veröffentlicht:

The mystery of long covid is getting closer to being unraveled: »A new report adds to the expanding evidence that long covid poses a protracted health challenge to the world. Published in JAMA, it comes from a National Institutes of Health project, Researching Covid to Enhance Recovery, or Recover, which aims to discover why some people develop long-term symptoms after infection and is testing ways to detect, treat and prevent the condition.« Dann wird auf die Stärke der neuen Studie hingewiesen: »A strength of the Recover study is that it follows individuals from the time of first infection, an “acute cohort” that might be more accurate than studies that enroll people several months after infection. Also, it includes a group of uninfected individuals for comparison, which is key because many of the symptoms of long covid, such as fatigue, are felt by people with and without a past covid infection. The goal is to identify, as closely as possible, the symptoms that distinguish long covid.«

Und hier finden Sie die angesprochene neue Studie im Original:

➔ Tanayott Thaweethai et al. (2023): Development of a Definition of Postacute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection, in: JAMA. 2023; 329 (22): 1934–1946

(06.06.2023) »Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) hat Deutschlands größte Forschungs-infrastruktur zu COVID-19 etabliert. In einer breiten Kooperation von Unikliniken, Kliniken und Arztpraxen wurden Daten und Bioproben von bislang mehr als 7000 Patient:innen gesammelt. Diese helfen Wissenschaftler:innen dabei, zahlreiche Forschungsfragen zum Post COVID Syndrom, auch bekannt als “Long COVID”, zu beantworten. Untersucht werden neurologische, immunologische, genetische, psychische und molekulare Faktoren. Erste relevante Ergebnisse wurden bereits veröffentlicht, weitere werden in den kommenden Wochen und Monaten erwartet.«
Mehr dazu in diesem Beitrag: Post-COVID-Syndrom: Mehr als 7.000 Probanden in COVID-19 Forschungsprojekte eingeschlossen (31.05.2023)

(25.05.2023) »Viele Betroffene von Spätfolgen einer Covid-Erkrankung sind nach wie vor auf sich allein gestellt. Eine sichere Therapie gibt es noch nicht. In einer Hamburger Spezial-Ambulanz wird es versucht.« Mehr dazu in diesem Beitrag:

➔ Niklas Schenck (2023): Wenn Corona nicht wieder aufhört, in: Tagesschau Online, 25.05.2023

(24.05.2023) Das Thema Long- bzw. Post-Covid bewegt auch das Parlament, also den Deutschen Bundestag. Das haben Sie bereits erfahren über die Information, dass die Forderung nach einer Ausweitung der Long-Covid-Forschung im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung diskutiert wurde (vgl. meinen Eintrag vom 10.05.2023 auf dieser Seite).

Mit der Bundestags-Drucksache 20/6707 vom 09.05.2023 hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den folgenden Antrag in den Bundestag eingebracht:

Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long- und Post-COVID sowie Post-Vac-Syndrom jetzt verbessern – Gesundheitliche Pandemiefolgen ernst nehmen

Und hier ein neuer Beitrag zu den Leitlinien, Long Covid betreffend:

➔ Christian Gogoll et al. (2023): S1 Leitlinie Long-/Post-COVID Syndrom, in: Pflegezeitschrift, Heft 6/2023
»Je nach Virusvariante sind ca. 5 % der COVID-19-Erkrankten in unterschiedlicher Schwere vom Post-COVID-Syndrom (PCS) betroffen. Insbesondere werden krankhafte Erschöpfung, pulmonale und neurokognitive Störungen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen gefunden. Für die Entstehung des PCS ist es unerheblich, ob der akute Verlauf der Erkrankung asymptomatisch, mild oder schwer war. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat ihr erstes Update der S1-Leitlinie zum Long-/Post-COVID- Syndrom veröffentlicht. Auch die dazugehörige Patientenleitlinie, die unter Beteiligung der Betroffenenorganisationen entstanden ist, ist aktualisiert worden.«

(10.05.2023) Long Covid war Thema einer Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag. Einen zusammenfassenden Kurzbericht dazu finden Sie hier:

Experten: Langfristige Förderung für Long-Covid-Forschung (10.05.2023)

Die schriftlichen Stellungnahmen der geladenen Sachverständigen finden Sie auf der Seite des Ausschusses zu der Anhörung.

(09.05.2023) NDR: Corona-Podcast: Post Covid – noch immer eine Blackbox (08.05.2023): »Laut Weltgesundheitsorganisation leiden etwa sechs Prozent der mit Corona infizierten Menschen an Langzeitfolgen. Das Risiko ist unter dem Einfluss der Omikron-Variante gesunken. Doch die adäquate Versorgung Betroffener bleibt ein Problem. Die Neuroimmunologin Judith Bellmann-Strobl ist in einer Sonderfolge des NDR Info Podcasts Coronavirus-Update zu Gast. In ihrer Berliner Spezialambulanz, die das Max-Delbrück-Centrum und die Charité gemeinsam betreiben, sieht sie zehn bis 15 Patienten pro Woche, die dort die Diagnose Long Covid oder Post Covid bekommen. Wie viele Menschen in Deutschland mit länger währenden und schwerwiegenden Folgen einer Corona-Infektion zu kämpfen haben, ist unklar. Denn: „Genaue Zahlen gibt es in Deutschland nicht. Aber aus wissenschaftlichen Publikationen im europäischen Kontext lässt sich schließen, dass rund zehn Prozent nach einer Covid-Erkrankung mit einer verlängerten Symptomatik zu kämpfen haben.“ Unterschieden wird dabei zwischen den Phänomenen Long Covid, bei dem die Symptome auch vier Wochen nach einer Corona-Infektion nicht abgeklungen oder erneut aufgetreten sind, und Post Covid, bei dem Beschwerden länger als drei Monate anhalten. Konsens in der Forschung ist inzwischen, dass bei der seit Anfang 2022 vorherrschenden Omikron-Variante das Risiko für Langzeitfolgen deutlich gesunken ist, laut einer Schweizer Studie um 50 Prozent im Vergleich zum Wildtyp – der zu Beginn der Pandemie aufgetretenen Virusvariante. „Das heißt aber nicht, dass Long Covid und Post Covid seltener werden“, sagt Bellmann-Strobl. „Mit dem Wildtyp waren wenige Menschen infiziert. Omikron ist dagegen durch die Bevölkerung gefegt.“ Die absoluten Infektionszahlen für die Omikron-Variante waren deutlich höher und damit auch die Zahl derer, die danach mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.«
➔ Auf der Seite mit dem Podcast finden Sie auch einen Kasten mit Studien zum Thema Long Covid, die dort verlinkt sind.

(29.04.2023) Viele Fragen stellen sich mit Blick auf dieses Long- oder Post-Covid. Darüber berichtet beispielsweise Emanuel Wyler – er forscht am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin – in seinem Beitrag Das Rätseln nach der Infektion: Long-Covid hat viele Ursachen (26.04.2023). Dort finden Sie eine kompakte Zusammenfassung dessen, was wir derzeit (nicht) wissen.
Er weist u.a. darauf hin, dass weltweit, einschließlich Deutschland, Hunderte von Forschungsprojekte laufen, um Ursachen und Therapien zu ergründen. Beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finden Sie diese Übersicht zu den in Deutschland geförderten Projekten: Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID).

Und neben den Betroffenen für Arbeitgeber wichtig: Eine COVID-19-Erkrankung kann grundsätzlich einen Versicherungsfall der gesetzlichen Unfallversicherung darstellen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Erkrankung als Berufskrankheit oder als Arbeitsunfall zu werten. Mehr dazu erfahren Sie bei der Gesetzlichen Unfallversicherung auf dieser Seite: COVID-19 als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversciherung (DGUV), das ist der Spitzenverband der Unfallversicherungsträger, hat diese Zahlen veröffentlicht:

Wir hatten ja in der letzten Veranstaltung ein aktuelles Video gesehen – Corona-Pandemie: Alles nicht so schlimm? (Monitor, 23.03.2023) -, in dem auch die Long Covid-Thematik aufgerufen wurde.

Hier drei weitere Fernsehbeiträge speziell zu Ihrem Thema, die im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurden:

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres wurde kritisch aufgegriffen, dass mit zahlreichen dubiosen Angeboten das Leid der Betroffenen zu Geld gemacht werden soll:
➞ Report Mainz: Geschäfte mit Long-Covid-Patienten: Dubiose Heilmethoden und Nahrungsergänzungsmittel (13.09.2022)
Der Markt mit teuren Behandlungsmethoden gegen Long-/Post-Covid boomt. Die Therapien sind nicht erforscht, kosten teilweise tausende von Euro und können sogar gesundheitsgefährdend sein. Ob Nahrungsergänzungsmittel, Blutwäschen oder Überdruckkammern für den Hausgebrauch: die Hoffnung auf Heilung von Long-/Post-Covid machen manche Ärzte zu Geld.

➞ Report Mainz: Long Covid – Monatelanges Warten auf Diagnose und Reha (26.07.2022)
Viele Kliniken können kurzfristig keine Long Covid-Patienten mehr behandeln. Einige haben Wartezeiten bis ins kommende Jahr. Das ergibt eine Umfrage von REPORT MAINZ unter den 35 größten Kliniken, die eine Spezialambulanz für Corona-Folgeerkrankungen betreiben.

➞ Frontal 21: Long Covid Wenn durch Corona der soziale Abstieg droht (13.07.2022)
So wie Visa Vie geht es vielen Long-Covid-Betroffenen: sie sind jung, mitten im Leben und dann kam Corona. Viele schleppen sich durch den Alltag, können nicht mehr richtig arbeiten. Anderen droht sogar der soziale Abstieg und Armut.

(28.04.2023) Hier ein interessantes Fallbeispiel zum Umgang mit Long-Covid:

Rheinland-Pfalz: Kassenärzte kritisieren Pläne für Long-Covid-Zentren (27.04.2023): »Die Pläne, in Rheinland-Pfalz fünf Long-Covid-Ankerzentren einzurichten, sorgen weiter für Kritik. Die Kassenärztliche Vereinigung kritisierte etwa, die „richtige“ Behandlung gebe es nicht. Viele Menschen kämpften zwar mit schweren Folgen, allerdings sei das Beschwerdebild bei Betroffenen „total uneinheitlich und bunt“, sagte der Allgemeinmediziner und Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, Peter Heinz. Wie die richtige Behandlung aber aussehen könnte, sei noch völlig unklar.«

Dazu bereits:
Long Covid: Warnung vor zu hohen Erwartungen an Ankerzentren (13.04.2023): »Am Mittwoch hatte ein Runder Tisch mehrere Ankerzentren für Long-Covid-Patienten in Rheinland-Pfalz beschlossen. Doch Vertreter von Krankenkassen und Ärzteschaft warnen jetzt vor überzogenen Erwartungen.«
Fünf Zentren für Long-Covid-Betroffene in RLP (13.04.2023): »Die Corona-Schutzmaßnahmen sind aufgehoben, Long-Covid bleibt: Rund 80.000 Menschen in Rheinland-Pfalz leiden daran. Ab Sommer sollen sie in sogenannten Ankerzentren Hilfe bekommen.«
Eine bessere Versorgung von Post-Covid-Patienten ist nicht in Sicht (16.03.2023): »In Rheinland-Pfalz gibt es nur eine Ambulanz, die speziell Patienten mit Post-Covid behandelt. Die Warteliste ist lang. Doch eine bessere Versorgung ist nicht in Sicht.«

(27.04.2023) Das war jaa zu erwarten – das einige versuchen, aus dem Leid der Menschen Profit zu schlagen, mit mehr als fragwürdigen Angeboten. Mit Blick auf Ihr Thema Long Covid/Post-Covid habe ich das hier gefunden:

H.E.L.P.-Apherese und Hyperbare Sauerstofftherapie bei Long-/Post-COVID „unklar“
Sowohl die H.E.L.P.-Apherese („Blutwäsche“) als auch die Hyperbare Sauerstofftherapie werden gegen mehrere Tausend Euro Patientinnen und Patienten angeboten, die unter Long-/Post-COVID leiden. Ziel dabei ist, Symptome wie Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Einschränkungen der Konzentrationsfähigkeit zu lindern. Zur Apherese konnte der IGeL-Monitor nach intensiver Recherche in medizinischen Datenbanken gar keine Studiendaten finden. Zur Hyperbaren Sauerstofftherapie wurde eine Studie gefunden, aus der aber kein Nutzen abgeleitet werden konnte. Beide Therapieangebote bewertet der IGeL-Monitor deshalb mit „unklar“. Medizinische Fachgesellschaften raten ebenfalls davon ab, diese Therapien bei Long-/Post-COVID einzusetzen.

Wer das schreibt?

➔ Medizinischer Dienst Bund (2023): IGeL-Report 2023: Selbstzahlerleistungen in der Arztpraxis weiterhin fragwürdig − Patientinnen und Patienten müssen besser informiert werden, Berlin/Essen, 27. April 2023

Dort finden Sie auch dieses Dokument: IGeL-Info „H.E.L.P.-Apherese zur Behandlung von Long-/Post-COVID“

Und hier ein Bericht über den IGeL-Report 2023: Zweifelhafte Leistungen für Selbstzahler (27.04.2023): »Wenn die Kasse die Kosten nicht übernimmt, sind viele Menschen bereit, für bestimmte Gesundheitsleistungen selbst zu zahlen. Doch die angebotenen Leistungen haben laut dem IGeL-Monitor 2023 oft keinen Nutzen oder sind sogar eher schädlich.«

(27.04.2023) Hier der Hinweis auf eine interessante Radiosendung zu Ihrem Thema mit unterschiedlichen Perspektiven:

➔ HR: Corona ohne Ende – was hilft Long-Covid Betroffenen? (20.04.2023)
Die Pandemie ist vorbei – die Masken sind gefallen, die Infektionszahlen sind nicht mehr Teil der täglichen Nachrichten, wir leben wieder unser Leben. Aber was ist mit Menschen, für die Corona kein Ende hat? Menschen, die von Long Covid betroffen sind, leben nach wie vor mitten im gefühlten Lockdown. Welche Dimensionen hat Long Covid? Wie äußert es sich und was bedeutet es für den Alltag der Betroffenen? Wir gehen in dieser Sendung der Frage nach, was diesen Menschen helfen kann. Woher kommen Forschungsgelder? Wie kann es gelingen, Long Covid-Erkrankte in die Gesellschaft zu integrieren, ihnen Hoffnung zu geben und eine Perspektive zu eröffnen? Darüber sprechen wir mit Eckart von Hirschhausen, einer Long Covid-Betroffenen, Katrin Staffler (CSU) und Prof. Bernhard Schieffer (Leiter der Post Covid Ambulanz in Marburg).

(26.04.2023) In meinem Beitrag Long Covid, Post-Covid – ein „Schattenmonster“ oder doch nur ein Sturm im Wasserglas? vom 2. Juli 2022 finden Sie diesen Hinweis auf eine dieser unmöglichen Abkürzungen: ME/CFS – das steht für „Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom“:

»Bei einem Teil der Personen entwickelt sich infolge der SARS-CoV-2-Infektion zudem ein Symptomkomplex, der Ähnlichkeit mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom, ME/CFS) aufweist. Die Ursachen für CFS/ME sind bislang ebenfalls ungeklärt, Immunreaktionen nach Virusinfektionen spielen nach bisherigen Erkenntnissen eine wichtige Rolle. Schwere chronische Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Funktionsfähigkeit und eine ausgeprägte Verschlechterung nach leichter körperlicher Belastung sind charakteristisch für das Krankheitsbild einer ME/CFS und haben bleibende Behinderungen bei der Ausübung von Alltagsfunktionen und Verluste an Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe zu Folge.«

Und ME/CFS war nun Thema einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags am 19. April 2023. Grundlage für diese Anhörung war ein Antrag der oppositionellen CDU/CSU: ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen helfen – Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung, BT-Drucksache 20/4886 vom 14.12.2022. Die schriftlichen Stellungnahmen der geladenen Organisationen und Einzelsachverständigen finden Sie auf der verlinkten Seite des Bundestages.

(25.04.2023) Hier einige neue Daten aus der Arbeitswelt, von der AOK Nordost, mit Blick auf die überdurchschnittliche Long Covid-Betroffenheit bestimmter Berufsgruppen::

Long Covid: Heilerzieher:innen in Berlin am stärksten betroffen

Long Covid: Krankenpfleger:innen in Brandenburg am stärksten betroffen

Long Covid: Erzieher:innen in Mecklenburg-Vorpommern am stärksten betroffen

(25.04.2023) Hier eine neue Meta-Analyse zu den Risikofaktoren für Long- bzw. Post-Covid:

➔ Vasiliki Tsampasian et al. (2023): Risk Factors Associated With Post−COVID-19 Condition. A Systematic Review and Meta-analysis, in: JAMA Intern Med. Published online March 23, 2023
»Question: Which individuals are at risk of developing post−COVID-19 condition (PCC)? Findings: This systematic review and meta-analysis of 41 studies including 860 783 patients found that female sex, older age, higher body mass index, smoking, preexisting comorbidities, and previous hospitalization or ICU admission were risk factors significantly associated with developing PCC, and that SARS-CoV-2 vaccination with 2 doses was associated with lower risk of PCC.«

(22.04.2023) Die Long-Covid-Forscherin Carmen Scheibenbogen ist Ihnen auf dieser Materialhinweisseite bereits begegnet. Hier der Link zu einem Interview mit ihr:

➔ Deutschlandfunk: Immunologin fordert mehr Geld für Long-Covid-Forschung (19.04.2023): »Das Krankheitsbild von Long Covid sei komplex, die Symptome unterschiedlich, so Immunologin Carmen Scheibenbogen. Dadurch seien Ärzte verunsichert und Patienten bekämen keine Diagnose. Sie forderte mehr Gelder für Studien an der Berliner Charité.«

Dazu auch diese Meldung des Deutschlandfunks mit einigen Aspekten aus dem Interview:
Long-Covid-Forscherin: „Kaum Versorgungstrukturen für schwer Erkrankte“ (19.04.2023): »Rund eine Millionen Menschen kämpfen in Deutschland mit den Spätfolgen einer Corona-Infektion. Expertinnen und Experten sehen bei ihrer Versorgung noch viel Nachholbedarf. Die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, Scheibenbogen, sprach im DLF von Long-Covid als neuer Volkskrankheit.«

(21.04.2023) Es gibt eine eigene Website zu Ihrem Thema: Long COVID Deutschland. Die finden Sie hier:

https://longcoviddeutschland.org

Auf Twitter finden Sie deren Tweets unter @LongDeutschland

Der Selbstbeschreibung der Betreiber dieser Website können Sie entnehmen: »Long COVID Deutschland (LCD) ist ein privater Zusammenschluss von Long COVID-Betroffenen und Angehörigen aus ganz Deutschland. Neben der Arbeit als bundesweite gesundheitspolitische Initiative betreibt das Team von LCD seit Mai 2020 außerdem die digitale „Long COVID Deutschland Selbsthilfegruppe.“ In der Online-Selbsthilfegruppe tauschen sich aktuell rund 8000 Betroffene und Angehörige aus. Die Mitglieder des Teams von LCD haben diverse berufliche Hintergründe und Erfahrungen mit denen sie zur Arbeit der politischen Initiative beitragen. Darunter selbst von Long COVID betroffene Ärztinnen und Pflegepersonal. Alle Mitglieder des Teams arbeiten ehrenamtlich für LCD.«

(18.04.2023) Zu Ihrem Thema finden Sie einige Beiträge in meinem Blog „Aktuelle Sozialpolitik“. Hier ein ganz aktueller Beitrag:

➔ Stefan Sell (2023): Da war und ist doch noch was? Long Covid bzw. das Post-Covid-Syndrom. Einerseits nicht so viele Fälle, andererseits lange Ausfallzeiten, 15.04.2023

Das ist eine Aktualisierung dieses Beitrag:
➔ Stefan Sell (2022): Long Covid in Deutschland auf der Basis von Arbeitsunfähigkeiten: Die Zahl der Betroffenen ist überschaubar, die aber haben lange Ausfallzeiten, 16.09.2022

Über Zahlen aus den USA berichtete dieser Beitrag:

➔ Stefan Sell (2022): Das „Schattenmonster“ Long Covid bekommt Umrisse. Und die sind in den USA ziemlich groß, 28.08.2022

Und im Juli 2022 habe ich diese beiden Beiträge veröffentlicht:
➔ Stefan Sell (2022): Long Covid und die dadurch verursachten Personalausfälle. Befunde aus dem Gesundheitsreport 2022 der Techniker Krankenkasse (07.07.2022)
➔ Stefan Sell (2022): Long Covid, Post-Covid – ein „Schattenmonster“ oder doch nur ein Sturm im Wasserglas? (02.07.2022)

Und hier weitere Materialhinweise:

➔ Scheibenbogen et al. (2023): Post COVID und Post-Vakzin-Syndrom: Die Pandemie nach der Pandemie, in: Deutsches Ärzteblatt, 2023

Kurzsichtig bei Langzeitfolgen: »Laut Schätzung leidet jeder zehnte einst Corona-Infizierte an Long Covid. Der Forschungsbedarf ist groß. Doch die Regierung agiert allenfalls halbherzig.«